Planer Kolonien

Die Anlage der Planer-Kolonien 1823-1842

 

1818/19 wanderten rund 500 Familien aus Westpreußen nach Neurußland, sollten anfangs im Süden des Molocnaer Mennonitenbezirks angesiedelt werden und erhielten schließlich 1823/24 einen Teil der ursprünglich für die Krim-Griechen bestimmten Steppe.
 

Auf diesem sog. "Preußenplan" errichteten sie elf lutherische und sechs katholische Dörfer.

Lutherisch Nr. 1-11:

1. 1.Kirschwald
2. 2.Tiegenhof
3. 3.Rosengart
4. 4.Schönbaum
5. 5.Kronsdorf
6. 6.Grunau
7. 7.Rosenberg
8. 8.Wickerau
9. 9.Reichenberg
10. 10.Kampenau
11. 11.Mirau
12. 18.Ludwigstal Nr. 18, Karl-Liebknecht, Romanowka

Katholisch Nr. 12-17:

1. 12.Kaiserdorf
2. 13.Göttland
3. 14.Neuhof
4. 15.Eichwald
5. 16.Tiegenort
6. 17.Tiergart

Nur die arbeitsfähigen Familien erhielten Wirtschaften, die Alten und Schwachen wurden "Anwohner" oder Kleinhäusler. Die Ansiedlungsdarlehen betrugen zwischen 300 und 450 R. Über 2.000 D. wurden von der Regierung für eine Bezirksschäferei reserviert. Der "Preußenplan" wurde 1825-42 durch 100 Familien aus Baden und Hessen aufgefüllt. Die Rheinhessen, die sich 1841 in den Kolonien Marienfeld und Darmstadt niederließen, mußten beim russischen Gesandten in Stuttgart ein Barvermögen von 420 Florin hinterlegen, das ihnen nach ihrer Ankunft in Südrußland ausbezahlt wurde. Ihnen wurde nur eine Abgabenfreiheit von fünf Jahren gewährt.
Auf dem "Preußenplan" durften sich auch Umsiedler aus Jamburg (Gouvernement St. Petersburg) aus dem Chorticaer Mennonitenbezirk und aus den Altkolonien bei Belovezh im Gouvernement Cernigov ansiedeln. Dort hatte Katharina II. sechs deutsche Kolonien anlegen lassen, wo entsprechend dem damaligen Recht jede Familie 30 D. hatte erhalten sollen. 1798 stellte die Expedition jedoch fest, daß ihnen zu wenig Land zugeteilt worden war. Schon 1820 fragte der Cernigover Zivilgouverneur an, ob nicht ein Teil der unter Landknappheit leidenden Kolonisten seines Gouvernements nach Südrußland weiterziehen dürfe. Innenminister Kocubej stellte ihnen im Falle der Ansiedlung in Neurußland oder Bessarabien 60 D. pro Familie und eine fünfjährige Steuerfreiheit in Aussicht, nach deren Ablauf sie eine Grundsteuer in der Höhe der Kopfsteuer und des obrok der Staatsbauern zahlen und wie diese ihre Landespflichten erfüllen müßten. Die Auslagen für die Reise und Einrichtung sollten sie selbst tragen.
Der Regierende Senat beschloß jedoch, den 160 Familien je 30 D. an ihren damaligen Wohnorten zuzuweisen. Danach geschah lange Zeit nichts. Erst im Januar 1829 baten 209 Familien aus den Cernigover Kolonien erneut um die Erlaubnis, sich in Neurußland niederlassen zu dürfen, da das Land in ihren Kolonien wiederum knapp geworden war: auf L198 männliche Personen entfielen nur noch 4.800 D. Mittlerweile hatte die Regierung den nördlichen Teil von der "Judensteppe" abgetrennt und für Kolonisten vorgesehen. Diese 13.000 D. besaßen gerade die richtige Größe für die 209 Beloveier Familien. Das Fürsorgekomitee erhielt den Auftrag, einen Beamten nach Belovesh zu schicken, der nur solche Kolonisten annehmen sollte, die das nötige Geld, Vieh und Werkzeug vorweisen könnten. Ihr unbewegliches Gut sei den Zurückbleibenden als Schuld und den Umsiedlern als Guthaben anzurechnen. Eine Vorausabteilungsollte schon mit dem Bau von Häusern beginnen. Obwohl der Vertreter des Fürsorgekomitees einige besonders arme Familien von dem Unternehmen ausschloß, konnten die inzwischen 212 Familien die nötige Summe für Reise und Einrichtung nur aufbringen, indem sie sich zu 124 Hausgemeinschaften mit 1.047 Seelen zusammenschlossen.
Im Mai 1831 stimmte das Ministerkomitee der Umsiedlung zu.
Die Kolonisten erhielten 60 D. und fünf Jahre Steuerfreiheit, neue Familien sollten nur noch 30 D. Land bekommen. Für diese Neuregelung nahm sich das Ministerkomitee seine Entscheidung vom 14. Oktober 1830 zum Vorbild, mit der es den Landanteil der Balkansiedler in Bessarabien verringert hatte. Die ersten 60 Familien wurden In der Zeit von August bis Oktober, die übrigen erst im nächsten Jahr auf die "Judensteppe" überführt. Die insgesamt 78 lutherischen Familien wurden in drei, die 46 katholischen Familien in zwei Kolonien angesiedelt, denen die Siedler die Namen ihrer Dörfer aus der früheren Heimat gaben.

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